Aktuell wird heftig diskutiert, inwieweit das derzeitige Strafrecht den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht wird. Gerade in der jüngeren Vergangenheit haben vielfältige gesetzgeberische Aktivitäten zu einer hohen Dynamik in dem sonst eher trägen Bereich strafrechtlicher Normen geführt. Auch ist zu erwarten, dass viele der Studierenden, die momentan an der LMU ausgebildet werden und sich für einen Beruf mit strafrechtlichem Einschlag entscheiden – sei es bei der Staatsanwaltschaft, einem Gericht, einem Ministerium, in der Strafverteidigung oder einer NGO – in ihrem Berufsleben mit den Konsequenzen konfrontiert werden, welche die voranschreitende Digitalisierung im Bereich des Strafrechts hat.
Für eine umfassende Perspektive auf die Phänomenbereiche von und den Umgang mit Cyberkriminalität wurden im Rahmen einer Vortragsreihe im Wintersemester 2021/2022 einschlägige Fachkenntnisse aus den Bereichen Rechtswissenschaft, Ermittlungsarbeit und Rechtspolitik zusammengeführt. So hat sich die Vortragsreihe u.a. mit der Arbeit von Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichten und Interessenvertretungen befassen. Zum Abschluss wurde die Perspektive gewechselt und gefragt, inwieweit die voranschreitende Digitalisierung nicht nur eine Bedrohung darstellt, sondern bei der Verfolgung von Straftaten behilflich sein kann.
Die Veranstaltung richtete sich sowohl an Studierende als auch an interessierte WissenschaftlerInnen sowie Externe. Die Vorträge fanden über Zoom statt; im Anschluss wurde jeweils die Möglichkeit zur Diskussion mit dem/der Vortragenden gegeben.
Sammelband
Die Vortragsreihe wurde mit dem letzten Vortrag am 8.2.2022 beendet. Die Ergebnisse der Reihe wurden in einem Open-Access-Sammelband veröffentlicht.
Bei Fragen wenden Sie sich per E-Mail an: cyberkriminalitaet@jura.uni-muenchen.de.
Programm
2.11.2021, 18 Uhr c.t.
Cybercrime: Absurde Mythen und bittere Realität
Linus Neumann, Chaos Computer Club
18.11.2021, 16 Uhr c.t.
Cyberkriminalität im aktuellen Strafrecht
Dr. Kristina Peters, LMU München, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtsphilosophie und Rechtssoziologie
9.12.2021, 16 Uhr c.t.
Modi Operandi im Netz – Polizeiliche Ermittlungen gegen Cyberkriminalität
Florian Kreikemeyer, Bundeskriminalamt, Abteilung Cybercrime
13.1.2022, 16 Uhr c.t.
Missbrauchsdarstellungen und sexueller Missbrauch im Netz – Ein Blick aus der Praxis
Thomas Goger, Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, Zentralstelle Cybercrime Bayern, Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornographie und sexuellem Missbrauch im Internet
25.1.2022, 18 Uhr c.t.
Digitale Gewalt – Möglichkeiten und Herausforderungen bei ihrer Bekämpfung
Josephine Ballon, Head of Legal, HateAid gGmbH
HateAid bietet Beratungen und Prozesskostenhilfe für Betroffene von digitalen Beleidigungen und Hassnachrichten an. Die gemeinnützige GmbH vertrat etwa Renate Künast (MdB) und die Klimaaktivistin Luisa Neubauer.
8.2.2022, 18 Uhr c.t.
Künstliche Intelligenz in der Strafverfolgung
Dr. Ludwig Bothmann, LMU München, Institut für Statistik, Lehrstuhl für Statistical Learning and Data Science
Podcast-Aufnahmen der vergangenen Veranstaltungen
Vortrag 1: Linus Neumann - "Cybercrime: Absurde Mythen und bittere Realität"
Vortrag 2: Dr. Kristina Peters - "Cyberkriminalität im aktuellen Strafrecht
Vortrag 3: Bundeskriminalamt - "Modi Operandi im Netz – Polizeiliche Ermittlungen gegen Cyberkriminalität"
Der Vortrag des BKA wurde nicht aufgezeichnet. Informationen und einen Kurzfilm zur Arbeit der Einheit "Cybercrime" finden Sie auf folgender Seite: https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Cybercrime/cybercrime_node.html
Vortrag 5: Josephine Ballon, HateAid - "Digitale Gewalt – Möglichkeiten und Herausforderungen bei ihrer Bekämpfung"
Vortrag 6: Dr. Ludwig Bothmann, LMU München, Institut für Statistik - "Künstliche Intelligenz in der Strafverfolgung"