Gustav-Radbruch-Stiftung

Allgemeine Informationen

Stifterin: Lydia Radbruch
Stiftungsjahr: 1977 (20.12.1977, Genehmigung durch das Regierungspräsidium Karlsruhe)
Stiftungssitz nach Satzung: Heidelberg
Stiftungsbehörde: Regierungspräsidium Karlsruhe

Stiftungszweck

Zweck der Stiftung ist die Förderung von Forschungsarbeiten in Bezug auf den Strafvollzug, die Ausbildung von Mitarbeitern im Bereich des Strafvollzugs und die Belohnung besonderer Verdienste im Rahmen des Strafvollzugs.
Der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch die Förderung von Einrichtungen und Projekten, die der Eingliederung Strafgefangener und Entlassener in die Gemeinschaft dienen, durch Zuschüsse zu Forschungsvorhaben auf dem Gebiet des Strafvollzugs, durch Druckkostenbeihilfen zum Zweck der Veröffentlichung herausragender Schriften strafvollzugskundlichen Inhalts sowie durch die Ausbildungsförderung von Personen, die sich ehrenamtlich in den Dienst des Strafvollzugs stellen.
Die Gustav-Radbruch-Stiftung vergibt weder Promotionsstipendien noch finanziert Sie Stellen- oder Personalkosten. Bei ihr handelt es sich um eine sehr kleine Stiftung, deren finanzielle Mittel eng begrenzt sind. Die Gustav-Radbruch-Stiftung kann daher keine Dauerverpflichtungen von größerem Umfang eingehen, wie sie ein Promotionsstipendium oder eine Stellenfinanzierung mit sich bringen würde.

Antragstellung

Vorschlägen und Bewerbungen sollten je nach Lage des Falles ein Arbeits- bzw. Forschungsplan, zwei Referenzen oder Gutachten von im Fachgebiet ausgewiesenen Persönlichkeiten sowie sonstige Befähigungsnachweise, Lebenslauf und Berufsweg beigegeben werden.

Antragsfrist

30. September eines jeden Jahres.

Zeitpunkt der Entscheidung

Der Verwaltungsrat der Gustav-Radbruch-Stiftung entscheidet in seiner turnusmäßigen Sitzung zum Ende eines jeden Jahres über „Ob" und „Wie" einer Förderung.

Mitglieder des Verwaltungsrates (§ 4 Abs. 1 S. 1 d. Satzung) Als Vorsitzender des Verwaltungsrates:

Prof. Frank Saliger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Juristische Fakultät
Prof.-Huber-Platz 2
80539 München

Als Mitglieder des Verwaltungsrats:

Ruth Schröder
Abteilungsleitung I
Bürgerliches Recht
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz
Mohrenstraße 37, 10117 Berlin

Ministerialdirektor Prof. Frank Arloth
Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz
Prielmayerstraße 7
80335 München

Als stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrats:

Privatdozent Dr. Sascha Ziemann
Goethe-Universität Frankfurt
Fachbereich Rechtswissenschaft
Theodor-W.-Adorno Platz 4
60323 Frankfurt am Main

Geschäftsführung

Theresa Schweiger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Juristische Fakultät
Prof.-Huber-Platz 2
80539 München

Nähere Informationen

Geschäftsstelle:

Gustav-Radbruch-Stiftung
c/o Ludwig-Maximilians-Universität München
Juristische Fakultät
Prof. Dr. Frank Saliger
Prof.-Huber-Platz 2
80539 München

Bei Fragen zur Antragstellung (bevorzugt per E-Mail):

Dr. Theresa Schweiger
Ludwig-Maximilians-Universität München
Juristische Fakultät
Prof.-Huber-Platz 2
80539 München
Telefon: +49 89 2180-5366
E-Mail-Adresse: theresa.schweiger@jura.uni-muenchen.de

Gustav Radbruch (geb. 21.11.1878 in Lübeck, gest. 23.11.1949 in Heidelberg). Bedeutender Strafrechtslehrer und Rechtsphilosoph. Nach Promotion bei Franz von Liszt (Berlin 1902) und Habilitation bei Karl von Lilienthal (Heidelberg 1903) zunächst Privatdozent und außerplanmäßiger außerordentlicher Professor in Heidelberg (1910–1914); ab 1914 außerordentlicher Prof. in Königsberg, Kriegsteilnahme, ab 1919 ordentlicher Prof. in Kiel und 1926–1933 ordentlicher Prof. in Heidelberg. 1920 bis 1924 Mitglied des Reichstags (SPD), während dieser Zeit zweimal Reichsminister der Justiz. 1933 Entlassung aus dem Lehramt wegen „politischer Unzuverlässigkeit“, 1945 Wiedereinsetzung in Heidelberg. – Gustav Radbruch hat sich zeit seines Lebens für einen humanen Strafvollzug und den Resozialisierungsgedanken eingesetzt. Seine rechtsphilosophische Lehre vom gesetzlichen Unrecht und übergesetzlichen Recht (sog. „Radbruch'sche Formel“, 1946) fand nachhaltig Anwendung bei der juristischen Bewältigung der nationalsozialistischen Unrechtsstaats.

Weitere Informationen finden Sie online beim Deutschen Historischen Museum.

Literatur (Auswahl)

Gustav Radbruch-Gesamtausgabe, hrsg, von Arthur Kaufmann, 20 Bde., Heidelberg 1987 ff. (s. insb. Bd. 10: Strafvollzug, bearbeitet von Heinz Müller-Dietz, Heidelberg 1994; Strafrechtsreform, bearbeitet von Rudolf Wassermann, Heidelberg 1992); Erdmuthe Falkenberg (Hrsg.): Beiträge zur Kultur- und Rechtsphilosophie. Festschrift für Gustav Radbruch zu seinem 70. Geburtstag, Heidelberg 1948; Arthur Kaufmann (Hrsg.), Gedächtnisschrift für Gustav Radbruch: 21.11.1878 – 23.11.1949, Göttingen 1968; Arthur Kaufmann, Gustav Radbruch: Rechtsdenker, Philosoph, Sozialdemokrat, München u.a. 1987; Frank Saliger, Radbruchsche Formel und Rechtsstaat, Heidelberg 1995; Karl Heinrich Schäfer, Strafvollzug und Menschenwürde: Gustav Radbruch – Wegbereiter des Strafvollzugs des Grundgesetzes, Frankfurt am Main 2001; Ulfrid Neumann, Gustav Radbruchs Beitrag zur Strafrechtsreform, in: Kritische Justiz 2004, S. 432–441.