Frankfurt Investment Arbitration Moot Court

Der Frankfurt Investment Arbitration Moot Court (FIAMC) ist ein internationaler Studentenwettbewerb auf dem Gebiet der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit. Er wird seit 2007 durch das Merton Zentrum für europäische Kooperation und Wirtschaftsordnung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt organisiert. Das Teilnehmerfeld besteht aus zwei- bis vierköpfigen Teams von etwa 40 Universitäten und ist ausgesprochen international.

Bei den in Frankfurt stattfindenden mündlichen Verhandlungen wird ein Verfahren simuliert, in dem ein privater Investor auf Grundlage eines Investitionsschutzabkommens Ansprüche gegen einen Staat geltend macht. Kläger und Beklagter werden jeweils von den Teilnehmern vertreten, die im Wechsel ihre Plädoyers in englischer Sprache vortragen. Die Tribunale sind hochkarätig mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis besetzt.

Der Sachverhalt ist traditionell um historische Ereignisse gewoben, zielt aber auf aktuelle Probleme ab und ist auf Grundlage des heute geltenden Rechts zu behandeln. Die Teilnehmer arbeiten sich deshalb einerseits in das internationale Investitionsrecht, andererseits in das internationale Schiedsrecht ein. Da keine vollständigen Schriftsätze ausgearbeitet werden, konzentriert sich die Vorbereitung unmittelbar auf die mündlichen Verhandlungen.

Die Betreuung des Teams der LMU erfolgt durch den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Walter. Die gut mit dem laufenden Studium zu vereinbarende Teilnahme ist vor allem für Studenten vorgesehen, die bereits in anderen Moot Courts Erfahrung gesammelt haben.

Mehr Informationen unter: www.investmentmoot.org

Das Team der LMU beim 15. FIAMC 2022/2023 nach dem Finale (v.l.n.r.): Max Hopp, Luise Behring, Marie Hervol, Bernhard Ingenlath

Das Team der LMU beim 15. FIAMC 2022/2023 auf der Dachterrasse einer Kanzlei in Mailand.

Erstmals seit 2013 nahm bei der 15. Auflage wieder ein Team der LMU, bestehend aus Luise Behring, Marie Hervol, Max Hopp und Bernhard Ingenlath, am FIAMC teil.

Der diesjährige Sachverhalt beruhte auf wahren Ereignissen in der Provinz Asia in der Spätphase der Römischen Republik im 1. Jhd. v. Chr.; eine indirekte Enteignung ließ einen römischen Kleininvestor ein schiedsgerichtliches Verfahren gegen die Stadt Priene anstreben. Verschiedene damit einhergehende rechtliche Problemstellungen waren mithilfe von modernem Investitionsschutzrecht zu lösen. Die Schwerpunkte lagen dabei auf prozessualen Fragen schiedsgerichtlicher Verfahren und der Auslegung bilateraler Investitionsschutzabkommen sowie der ICSID-Konvention, jedoch wurde auch das Staatsorganisationsrecht der Römischen Republik tangiert. Insgesamt neun einzelne Problemkomplexe waren von jedem Team jeweils aus Investoren- und Staatenperspektive vorzubereiten und dann in 60-minütigen Hearings vor einem Schiedstribunal zu vertreten.

Nachdem der Sachverhalt im Februar publiziert worden war, folgte eine Phase des Einarbeitens in die dogmatischen Fragen und einschlägiges Case Law. Im Mai hatten die Teams die „Skeleton Arguments“, einen knappen Schriftsatz, einzureichen. In Vorbereitung auf den Wettbewerb nahm das Team der LMU am Ende des Monats zudem an einem von DLA Piper veranstalteten Pre-Moot in Mailand teil. Nicht nur fachlich brachte diese Reise das Team einen großen Schritt weiter, sondern sie beinhaltete obiter kulturellen und landschaftlichen Hochgenuss sowie eine gute Gelegenheit zum intensiven Austausch mit den Gruppenmitgliedern anderer Universitäten.

Der Wettbewerb selbst fand vom 27. Juni bis zum 30. Juni2023 in den Räumlichkeiten diverser Kanzleien sowie des Max-Planck-Instituts für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie in Frankfurt am Main statt. Umrahmt war der Wettbewerb von einer Konferenz des „ICC Young Arbitrators Forum“, die allen Teilnehmern des Moot Courts offenstand; zudem erhielten die Teilnehmer der besten vier Teams einen Kurz-Lehrgang zu Befragungsstrategien im schiedsgerichtlichen Kreuzverhör.

Nach drei gewonnenen Partien in der Vorrunde stand die LMU im Achtelfinale der Frankfurter Goethe-Universität gegenüber. Es folgte als Viertelfinalgegner die Universität Ljubljana, danach war die LMU das letzte verbliebene europäische Team. Im Halbfinale konnte das Duell mit der National University of Singapore gewonnen werden. Im Finale musste sich das Team der LMU im vollbesetzten Vortragssaal des Max-Planck-Instituts schließlich knapp den Vertretern der indischen Symbiosis Law School geschlagen geben. Luise Behring wurde für ihre rhetorische Einzelleistung im Finale als „Best Oralist“ ausgezeichnet und setzte damit dem unerwartet guten Abschneiden des Teams die Krone auf.

Schlüssel zum Erfolg war zum einen eine gewisse – eventuell genuin der deutschen juristischen Ausbildung entstammende – methodisch-dogmatische Strenge bei der Abhandlung der Rechtsprobleme, die einigen Teams aus Common-Law-Systemen schwerfiel. Zum anderen ermöglichte ein exzellentes Teamwork eine hohe Reaktivität auf die Argumente der Gegenseite und die Fragen des jeweiligen Tribunals. Eine gewisses Faible für die Antike schadete ebenfalls nicht… Auch im zeitintensiven fortgeschritteneren Teil des Jurastudiums ist dieser Moot-Court gut neben den Studienverpflichtungen durchführbar. Neben einem soliden Grundwissen im Investitionsschutzrecht sind grundsätzliche juristische Argumentationsfähigkeit, Rhetorik und Spontaneität entscheidender für den Erfolg als das Auswendiglernen großer Mengen an Case Law.

Das Team dankt dem Lehrstuhl für Völkerrecht und der Kanzlei Seven Summits Arbitration für die freundliche Unterstützung und ermuntert jüngere Semester zur Teilnahme in den kommenden Jahren!